Ich bin 1980 in Gabrowo, Bulgarien geboren. Schon als kleines Kind habe ich gerne Musik gehört. Meine Mutter hat als erste gemerkt, dass ich gleich zu tanzen beginne, immer wenn ich Musik höre. So bin ich in der lokalen Ballettschule gelandet. Ich wurde zwar keine Tänzerin, aber allen ist aufgefallen, wie mich Musik bewegt hat. Meine Eltern waren entschlossen, mir ein Musikinstrument zu kaufen. Da sie aber von Musik nichts verstanden und mir nicht behilflich sein konnten, haben sie eine  Beschäftigung mit den damals üblichen Instrumenten Geige oder Piano verworfen. So hat mich mein Schicksal zur klassische Gitarre geführt – an meinem achten Geburtstag habe ich mein erstes Instrument bekommen.

Gabrowo ist eine kleine Gebirgsstadt  in Zentralbulgarien. Die klassische Gitarre hat hier keine Tradition, so dass wir vor der Herausforderung standen, überhaupt einen Lehrer zu bekommen. Zu meinem Glück hat sich herausgestellt, dass unweit von uns  ein sechzigjähriger Musiker wohnt – Herr Kusev, der Unterricht in klassischer Gitarre gab. Das war das zweite Geschenk des Schicksals, was die Gitarre endgültig mit meinem Leben verband. Todor Kusev hat auch Trompete gespielt, aber die Gitarre war seine Leidenschaft. Schon in den ersten Unterrichtsstunden hat er mich  leidenschaftlich mit allen musikalischen Strömungen bekannt gemacht. Am Ende jeder Unterrichtsstunde  haben wir Audio Aufnahmen vieler bekannter Werke – in Jazz, Klassik, Rock oder Oper – gehört.  Das waren meine ersten Begegnungen mit großen musikalischen Werken und ich war glücklich, so viele Werke und Meisterinterpreten zu hören.

Ich habe jeden Tag gespielt und drang immer tiefer in die wunderschöne Welt der Musik.  Und so wurde es selbstverständlich, für die Musikschule zu kandidieren. Meine größere Schwester Kalina, die Malerin ist,  studierte bereits an der Schule für bildende Kunst in Plovdiv – eine Stadt mit großen Traditionen in der Entwicklung und Erhaltung der Kunst in Bulgarien, die zweihundert Kilometer von meinem Geburtsort entfernt war. Meine Schwester hat mich mit den Lehrern für Gitarre, Milena und Valentin Valtschev, bekannt gemacht. Nach einem Jahr fleißigen Übens und unvergesslicher monatlicher Autofahrten mit meinem Vater zum Unterricht nach Plovdiv habe ich alle Prüfungen bestanden und mich für das Gitarrenstudium am Musikgymnasium „Dobrin Petkov“ inskribiert.

Im  Alter von 13 Jahren hat sich mein Leben gründlich geändert – ich wohnte allein, konnte  je nach Inspiration Tag und Nacht spielen, sammelte eine Phonothek mit meiner Lieblingsmusik und hatte professionelle Unterrichtsstunden. Meine Lehrer, das „Gitarrenduo Valtschev“, waren nicht nur mit Lehrunterricht beschäftigt, sondern auch sehr engagiert bei der Organisation von Konzerten und weiteren musikalischen Events. Das hat auch ihre Lehrpädagogik geprägt – ihre Schüler für die Teilnahme an Wettbewerben zu motivieren, damit sie die Fähigkeit erlangen, das, was sie gelernt haben, darzustellen und mit anderen Musikern in Wettbewerb zu treten. In den darauffolgenden Jahren habe ich an dem internationalen Wettbewerb für Gitarre in Plovdiv teilgenommen und einen zweiten und zwei erste Preise gewonnen.

1999 begann meine Ausbildung an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst. In Österreich fand ich eine neue Welt, in der sich eine gute Ausbildung bei exzellenten Musikpädagogen und eine bunte Gesellschaft von Leuten aller Kulturen verbinden. Ich bin auch viel gereist und hatte das Glück, an Sommerseminaren der großen Namen der heutigen klassischen Gitarre teilzunehmen.

Ich bewundere die Musik für klassische Gitarre und mein Wunsch ist es, dazu beizutragen, dass möglichst viele Menschen diese Magie verspüren. Deshalb freue ich mich an der Musikschule Wiener Neudorf als Gitarrenlehrerin, sowie als Ensemblemitglied beim Wiener Gitarrenquintett Gitarrissima tätig zu sein.

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